Futtertrog
2025
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- Die Galtphase –
Eutergesundheit und ihre Tücken - Familie Knutti, Riggisberg, Kühe – mit Hörner
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Eutergesundheit und Fütterung
Involution
Die aktive Involution dauert etwa ein bis drei Wochen und ist gekennzeichnet durch die Stauung und Resorption der Milch im Euter. In dieser Phase besteht das höchste Risiko für Neuinfektionen, da die verbleibende Milch, die nicht mehr ausgemolken wird, ein ideales Medium für Bakterienwachstum ist. Durch das ausbleibende Melken, steigt der intramammäre Druck, wodurch Milch aus dem Euter tropft. Durch den offenen Strichkanal kann es zu bakteriellen Infektionen kommen. Die Abwehrzellen wandern ab dem sechsten Tag in die Milchdrüse ein, ihre Aktivität ist jedoch eingeschränkt. Bis zum achten Tag wird meist kein schützendes Zellzahlniveau erreicht. Innerhalb der ersten sieben Tage beginnt die normale Rückbildung des Zitzenkanalepithels, der oberen Hautschicht des Euters Keratinozyten verhornen zunehmend, was zur Bildung eines schützenden Keratinpfropfs führt, der die Zitze etwa ab dem 16. Tag nach dem letzten Melken verschliesst.
2. Gleichgewichtszustand
Im anschliessenden Gleichgewichtszustand befindet sich keine Milch mehr im Euter, die Zitzen sind versiegelt, das Volumen des Euters ist gering und es liegt kein geeignetes Milieu für ein Bakterienwachstum vor. Die Abwehrmechanismen sind in dieser Phase besonders effektiv.
Trockenstellen > 25 kg
Eine besondere Herausforderung stellt das Trockenstellen bei hoher Milchleistung, also über 25 kg Tagesmilchleistung, dar. Studien zeigen, dass das Infektionsrisiko um bis zu 77 % ansteigt, wenn die Milchleistung beim Trockenstellen nicht 12,5 kg, sondern 17,5 kg beträgt.
3. Kolostrogenese
In der Kolostrogenese, die etwa ein bis drei Wochen vor der Geburt einsetzt, steigt das Risiko für Neuinfektionen erneut an. Durch die Zunahme des Flüssigkeitsvolumens kommt es zur Ausweitung des Zitzenkanals, was das Eindringen von Bakterien erleichtert. Gleichzeitig nimmt die Anzahl aktiver Leukozyten ab, wodurch die Fähigkeit zur Abwehr gegen Mikroorganismen reduziert ist. Keime können die Milchinhaltsstoffe zur Vermehrung nutzen, während die antibiotische Wirkung, wie sie beispielsweise durch ein abruptes Trockenstellen erzielt wird in dieser Phase nachlässt, respektive nicht mehr vorhanden ist. Somit erhöht sich das Risiko für Infektionen wieder.
Während der Kalbung
Während der kritischen Phase der Kalbung, etwa eine Woche vor, bis eine Woche nach der Abkalbung , könnte durch die negative Energiebilanz nicht veresterte Fettsäuren (NEFA) aus dem Körpergewebe mobilisiert und in die Leber abtransportiert werden. Dies kann zur Entstehung einer Fettleber führen. Infolgedessen steigt das Risiko für Erkrankungen wie Mastitis, Euterentzündung und Metritis, Gebärmutterentzündung). Um dies zu verhindern, sollte eine Überkonditionierung der Kühe mit einem BCS, Körperzustandsindex, von mehr als 3.5, vermieden werden. Auch ein zu schneller Futterwechsel, nicht schmackhaftes Futter, Umstallstress sowie andere Erkrankungen rund um die Geburt wirken sich negative auf die Eutergesundheit aus. Eine gezielte Anpassung und Kontrolle der Körperkondition vor dem Trockenstellen ist hier von zentraler Bedeutung.

Parasitenkontrolle
Ein weiterer wichtiger, aber unterschätzter Punkt in der Galtphase ist die Parasitenkontrolle. Weideparasiten, allen voran der Leberegel, können die Gesundheit der Tiere erheblich beeinträchtigen. Eine regelmässige Überwachung der Kühe auf Leberegel ist, je nach Gebiet, zwingend zu empfehlen.
Parasitenkontrolle
1
Die Zwischenwirtsbekämpfung, beispielsweise durch die Trockenlegung von Sekundärhabitaten oder biologische Massnahmen wie den Einsatz von dunklen Pfeilschnecken.
2
Die Begrenzung der ansteckenden Stadien des Leberegels durch das Auszäunen von Risikobereichen, das Silieren oder Heuen von gefährdetem Gras und das Vermeiden kontaminierter Gülle in Schnecken-Habitate.
3
Der gezielte Einsatz von Entwurmungspräparaten. Laktierende Kühe können nur mit langen Absetzfristen behandelt werden. Idealerweise erfolgt die Behandlung aller Tiere beim Aufstallen im Herbst, alternativ beim Galtstellen, um die Sperrfirsten der Milch zu umgehen.
Betriebsportrait: Familie Knutti
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„Wenn Zeit ist gehen wir auf andere Betriebe Kuhfamilien angucken, um einen passenden Zuchtstier zu finden“ dass sei ein Familienhobby, sagt der Züchter. Die Herbstviehschau im Dorf sei für ihn das Highlight des Jahres. Auch gingen sie auf regionale Ausstellungen. Besonders stolz sei die Familie auf die bereits vier präsentierten Zuchtfamilien.
Käserei geschlossen
Ende 2023 schloss die Ementaler Käserei im Dorf, wo die Milch des Betriebes abgeliefert wurde. „Ich muss gestehen unsere Gehalte sind eher schlecht“, sagt der Betriebsleiter. Er habe fast immer den Zuschlag der Emmentaler Käserei von drei Rappen für die Gehalte geschafft, heute bei der Cremo sehe das anders aus. In der Zucht habe er einfach ein bisschen wenig darauf geachtet.
Die Herde liegt nach einer Angabe bei einem Schnitt von 7000 Liter bei 4.0 % Fett und 3,45 % Eiweiss. Auch im Rohfaserreichen Erntejahr 2024 ginge der Fettgehalt nur ein bisschen nach oben, so Knutti.
Exkurs Fettproduktion im Euter:
> 2.5 -8.0 % Durchschnitt 4% und ist genetisch nach oben begrenzt
> Hohe Fettgehalte (> 5.00 %) bei Startphasenkühen ungenügende Energieversorgung
> Milchfett stammt aus zwei Quellen Fettsäuren (Rohfaser) und Fettsäuren aus dem Blut
> Quelle 1. Rohfaser ADF > NDF, wenig Lignin
> Quelle 2. Fettsäuren Energiebilanz der Milchkuh
Heu, Emd und Trofino
„Letzten Winter fütterten wir das erste Mal Silo in unserem Stall“, sagt Roland Knutti. Die Kühe bekämen, wenn möglich nur Heu, Emd und Kraftfutter von Trofino, zusätzlich im Herbst gibts Grünmais. Der Betrieb ist auf Dürrfutter ausgelegt. „Im letzten Jahr wurde das uralte Heu einfach nicht gefressen“, deshalb musste Knutti Zuckerrübenschnitzel und Silo zufüttern.

Mit Silo sei er schon flexibler und es hebe auch die Leistung an, aber wenn möglich würde er darauf verzichten. „Ziel ist es wieder Silofreie Milch zu produzieren und in eine Käserei abzuliefern“, sagte Roland Knutti. Die Arbeit mit den Siloballen sei viel mühsamer, mit der Anbindehaltung habe er bereits viel Handarbeit. Der Stall ist, mit einer grossen Warmlufttrocknung, also auf Dürrfutter wie Heu und Emd ausgelegt. Über das dem RAUS-Programm hinaus, gehe die Herde auf die Halbtagsweide. Im Sommer wird nachts geweidet, Herbst und Frühjahr, je nach Hitze auch tagsüber. Das RAUS-Programm sei eine gute Sache, förderlich für die Brunsterkennung und auch fürs Tierwohl. Letztes Jahr musste ein Experte aus der Mühle Burgholz kommen, die Klauengesundheit habe sich rapide verschlechtert. Brönnimann Adrian, Leiter technische Dienst stellte fest, dass ein zu hoher Harnstoffwert (> 27 mg/dl) die Ursache der Probleme war.
Exkurs überschüssige Protein:
Exkurs
Die Leber muss das überschüssige Protein in der Leber abbauen, die Anhäufung giftige Stoffwechselprodukte kann die Durchblutung der klauen beeinträchtigen.
Überschüssiges Protein kann zwei Ursachen haben, entweder die Ration ist zu proteinreich oder zu Energiearm. Das regelmässige Auswerten der monatlichen Milchleistungsprüfen kann Klauenproblemen vorbeugen.
Checkliste:
- wenn gemischtes Futter nicht möglich ist, sollten wenig Futterkomponenten eingesetzt werden
- "hungrig" auf die Weide lassen
- Ergänzungsfutter gezielt einsetzten in Abstimmung mit der Milchleistung und Laktationstag
- hohe Harnstoffwerte in der Milch, längerfristige Auswirkungen auf Leber, Klauen, Fruchtbarkeit